Von Westen her hat der Wind im Laufe der Erdgeschichte den Saharasand in einigen Senken Marokkos verteilt. Die berühmtesten und am meisten besuchten Dünen erstrecken sich bei Erg Chebbi und Cheggaga. Über die Nationalstraße 13 erreichen wir die Häuseransammlung von Merzouga. Von hier aus geht es mit Reitkamelen zwischen die Dünen. Wie in allen Wüsten ist die erste Stunde des Tages ideal, um die goldene Farbe des Sandes zu erleben. Ich habe mich in einem kleinen Zelt-Camp auf der Ostseite des ca. 20 km langen und bis zu 10 km breiten Dünenfeldes einquartiert. Die Ost Seite ist nur mit Geländewagen, oder eben per Kamel zu erreichen.
So kommen viel weniger Reisende hierher, und ich habe während des Sonnenaufgangs die großartige Sand-Landschaft für mich Alleine. Oft konnte ich hier den Moment erleben, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Dünenkämme einfärben, doch jedes Mal anders, mal mehr gelb, ein andermal mehr rosa oder gar dann orange. Tage später sind wir unterwegs nach Süden. In Taouz der Asphaltbelag. Ein winziges Wüstendorf mit nur noch wenigen Familien. Vor den Lehmhäusern lagern Holzstapel, Brennmaterial zum Kochen und Heizen. Die armdicken Äste lagern auf Stelzen, so dass der Wind unten hindurch weht und der Brennholzvorrat nicht vom Flugsand zugedeckt wird. Man möchte keinen „Schneeweheneffekt“.
In der Nähe gibt es ein paar wenige Felder für Viehfutter, im Ort eine Polizeistation und ein kleines Cafe, dass scheinbar nur aus einem Billardtisch besteht. Kaffee wird hier nicht mehr an Gäste serviert. Ab jetzt verläuft unsere Route über staubige Sandpisten Richtung Süd-Westen bis hin zum Flusstal des Ziz. Entlang der Straße taucht ein Zieh-Brunnen auf. Hirten treiben ihre Tiere zur Tränke. Einer der Männer führt uns zu seinem Zelt, davor erscheint seine Frau. Ob wir Medizin dabeihaben? Sie hat Zahnschmerzen. Mit weit geöffnetem Mund deutet sie auf ihren Backenzahn. Wir geben ihr Schmerzmittel für die nächsten Tage. Während mein Freund Houcine versucht, den beiden die genaue Dossierung zu erklären, treiben Kinder eine kleine Herde wuselnder junger Ziegen ans Zelt. Mehr können wir an dieser Stelle nicht tun. Die Familien ziehen mit ihren Ziegen auf der Suche nach Futter durch die Wüstentäler, eine wirkliche Herausforderung in der sehr vegetationsarmen Trockenzone, die allerdings schon seit vielen Generationen zum Leben genügt.
Einem staubigen Trockental folgen wir jetzt den ganzen Tag bis wir Ramila erreichen. Ganz in der Nähe taucht eine gewaltige Basalt Landschaft auf. Zwischen den blaugrauen Basaltfelsen hat der heiße Wind farbigen Sahara Sand eingestreut. Von hier aus sind es dann immerhin noch weitere 200 Kilometer Offroad bis nach Mhamid. Wir bewegen uns unweit der algerischen Grenze. Die Einheimischen erzählen, dass sich entlang der Grenzlinie Wachstationen befinden. Der Ort Mhamid bildet das Tor zu Sandwüste von Cheggaga. Die traditionellen Bauten der Siedlung sind verfallen. Nur meist noch arme Familien leben in den alten Lehmkonstruktionen. Die neue Stadt besteht aus Reihen-Häusern in der üblichen Bauweise, aus Hohlblocksteinen, die Decken aus Beton und außen wird ein hellroter oder ockerfarbener Anstrich angebracht.
Wüstenwinde tragen auch hier immer wieder Unmengen von Sand in die Stadt. Wie meist, auch liegen außerhalb der Stadt kleine Palmenoasen, die noch bewässert werden können. Zwischen den Dattelpalmen wird Getreide und Luzerne als Viehfutter angebaut. Die Lehmmauern zwischen den Oasenfeldern verfallen mehr und mehr, denn die junge Generation macht sich nicht mehr die Mühe die Bruchstellen aus zu bessern, so verschwinden die Mauern, zwischen denen man lange Zeit durch enge Gassen idyllische Spaziergänge durch die Oase machen konnte.
© Fotos: Reiner Harscher
Reiner Harscher
Weltreise ohne Jetlag? In die Welt eintauchen, statt darüber hinwegfliegen? Das kann man haben! Und das Beste daran: Für ein Erlebnis der ganz außergewöhnlichen Art muss man nicht einmal in andere Zeit- und Klimazonen reisen. Der Fotograf, Filmer und Weltreisende Reiner Harscher und seine Frau Karin sind überall dort, wo man den Atem vor Faszination anhält, den Alltag einfach vergisst und die Kulisse perfekt ist. Kanada, Alaska und Südamerika, der afrikanische Kontinent mit seinen großartigen Naturreservaten, Persien und Marokko, Norwegen und Toskana - nur ein paar der Orte, in denen Reiner und Karin Harscher den Einwohnern direkt in die Augen geblickt, exotische Tierwelten kennen lernen und unberührte Naturlandschaften bestaunt hat. Die Stars vor Reiner Harschers Film- und Fotokamera: Ureinwohner, Nomaden, Handwerker, Fischer, Künstler, Antilopen, Elefanten, Löwen und Giraffen. Es gibt keinen Zweifel, in der Liga der ebenso talentierten wie preisgekrönten Fotografen spielt Reiner Harscher schon lange ganz oben mit. Aus seinen faszinierenden Momentaufnahmen des Lebens stellt der Experte immer und immer wieder Multivision-Shows zusammen, die Gänsehaut erzeugen und Gedanken fliegen lassen. Und mehr noch: Der Abenteurer erzählt Geschichten zum Schmunzeln, Wundern und Weinen und reißt die Besucher mit grenzenloser Energie mit - beim atemlosen Erleben.